Tja nun mussten wir auch unseren Bashir gehen lassen. Ach dieser kleine Sonnenschein. So ein sanftes Katerchen war er. Er war bei Ishkas Geburt der letzte dem ich auf die Welt half. Der 4. aus dem Wurf. Es war im Jahr 2000, am 14. August 2000 um genau zu sein. Und alle vier Kätzchen waren wunderschön und sowas von lieb. Bis zur Vermittlung gab ich den drei Jungs einen Übergangsnamen. Der Erstgeborene bekam den Namen Obelix, weil er war ein ganz schöner Brocken. Dann kam das Mädel, sie war auch ein ganz schönes Dickerchen und auch hier musste ich helfen, damit Ishka sie herausbekam. Das Mädchen sollte bei uns bleiben und so bekam sie gleich den richtigen Namen Leeta. Nummer 3 kam ganz allein herausgeflutscht, er war recht klein. Also bekam er den Namen Idefix. Ja und dann kam Bashir. Er war wieder ein wenig grösser und so musste ich wieder was nachhelfen. Weil er so eine Mittelgrösse zwischen Obelix und Idefix hatte, bekam er passender Weise vorerst den Namen Asterix.
Als die Racker ca. 5-6 Wochen alt waren, ereignete sich dann etwas, dass unsere Pläne, die Jungs zu vermitteln und das Mädel zu behalten, umwarf. Ich hatte Ishka das Knorpel von den Hähnchenschenkeln in den Napf gelegt, denn das frass sie so gern. Danach ging ich wieder nach nebenan ins Wohnzimmer. Einen Augenblick später hörte ich ein lautes kreischendes Röcheln. Erschrocken rannte ich in die Küche. Aber nicht Ishka stand dort und würgte, sondern Asterix! O nein! Ich rief meinen Mann herbei und war ganz aufgelöst. In Asterix' Kehle steckte ein komplettes Knorpelstück. Wie er das da reinbekommen hatte, war mir schleierhaft, denn das kleine Mäulchen war so klein, dass ich nichtmals meinen kleinen Finger reinstecken konnte. Wie sollte ich jetzt dieses Knorpel da wieder rausbekommen? Denn das musste schnell geschehen, er erstickte!
Voller Panik rannte ich herum und überlegte was ich machen könnte. Mein Mann hielt ihn in Augenhöhe hoch und der Kleine würgte lauthals. Ich holte eine Pinzette herbei und versuchte es damit, keine Chance. Dann dachte ich, ok, dann muss das Ding halt ganz runter. Aber ich kam nicht mehr an sein Mäulchen ran, er hatte es zugemacht und schluckte wie verrückt. Voller Panik heulte ich laut und Asterix schaute mich aufmerksam an. Und auf einmal atmete er wieder. Schnell öffnete ich sein Mäulchen wieder und schaute hinein, das Ding war verschwunden. Er hatte es geschafft! Vollkommen verdutzt schauten wir uns beide einen Moment an. Und ich glaube das war der entscheidende Moment. Da wurde das unsichtbare Band geknüpft. Voller Erleichterung und tiefster Zuneigung nahm ich das kleine Fellbündel an mich und drückte ihn und er drückte sich an mich. Nein, den würde ich nie hergeben! So blieb Asterix bei uns und bekam den richtigen Namen, Bashir.

Er wuchs heran und wurde ein superliebes Katerchen. Er wurde nie frech, sondern war von Anfang an sehr anhänglich. Besonders natürlich nach der Kastration. Sein Stimmchen war sanft und leise. Und wenn ich mich auf die Couch legte, um ein Nickerchen zu machen, dann kam er ganz leise und legte sich so, dass seine Wange an meiner lag. So kuschelte er sich an mich und wir machten zusammen einen kleinen Mittagsschlaf. Ich hatte immer viel Freude an diesem Kerlchen. Eine ganz besondere Eigenart entwickelte sich bei Bashir. Seine Eckzähnchen wurden länger als sie sollten. So ragten sie ein Stück aus dem Mäulchen heraus und liessen ihn wie einen kleinen Vampir aussehen. Es war ulkig und so bekam er den Beinamen "Vampirchen". Hier auf diesem Bild kann man es gut sehen.

Doch dann wurde er krank. Er nieste dauernd und seine Nase lief. Anfangs war es klar und nur wenig. Im Laufe der Zeit wurde das Sekret gelblich und die Menge grösser. Fieber hatte er keins und sonst war alles in Ordnung. Sein Appetit war ausgezeichnet und er spielte vergnügt mit seiner Mutter. Homöopathische Mittel versagten hier leider, die bei den anderen Katzen immer bei allen möglichen Wehwehchen halfen. Leider hat sich in der letzten Woche vor seinem Tod sein Zustand dramatisch verschlechtert. Er war abgemagert und hatte einen Zusammenbruch, konnte nicht mehr laufen. Zu allem Unglück stürzte er auch noch von der Couch, weil er nicht mehr laufen konnte. Und dabei schlug sich das arme Kerlchen noch ein Eckzähnchen aus. Blutend und kläglich miauend fand mein Mann ihn vor. Er hatte sich auch noch eingenässt, wollte also wohl aufs Klöchen gehen. Schnell machte mein Mann ihn sauber und ich holte eine Decke auf die wir ihn legten. Sobald der Tierarzt öffnete, standen wir bei ihm auf der Matte.
Leider stellte der Tierarzt nach der Untersuchung Leukose fest und dass Bashir bereits im Sterben läge. Es stünde ihm noch ein langer schmerzvoller Todeskampf bevor, wenn wir nichts unternähmen. Also willigten wir in die Euthanasie ein. Es war eine Spritze mit einer Kombination aus Narkose und Einschläferungsmittel. Kaum hatte der Tierarzt die gesetzt war Bashir ruhig. Der Tierarzt horchte ihn ab und sagte, er wäre schon darüber hinaus, hätte sich dankbar in den Tod fallen lassen. Mein Mann und ich weinten hemmungslos. Schliesslich begruben wir den Kleinen im Wald und fuhren mit leerem Katzenkorb wieder heim.
Ishka sucht Bashir seitdem, miaut und läuft durch die Wohnung. Es war immerhin ihr Sohn. Sie vermisst ihn ebenso wie wir. Nie werde ich diesen sanften Kater vergessen, der so tapfer und klaglos seine Krankheit ertragen hat. Der soviel Sonnenschein in unser Leben brachte. Einzig der Gedanke, dass wir uns eines Tages alle wiedersehen tröstet mich. Bis bald, Bashir.
