So laßt mich gehen, ich möchte nun nach Hause,
laßt wandern mich der ewgen Heimat zu.
ich war so krank und habe viel erduldet,
drum weinet nicht und gönnt mir meine Ruh´.

Kerze

Als Ishka damals zu uns kam, war sie die einzige weibliche Katze unter den Tieren die wir damals hatten. Weil ich gehört hatte, dass Kater anhänglicher und pflegeleichter sind, Weibchen daher eher zickig sind, wollten wir immer nur Kater. Aber bei Ishka hatte sich das einfach so ergeben. Ishka war eine Rettungsaktion. Julia hatte uns eines Tages aufgeregt erzählt, dass eine Schulfreundin ihr unter Tränen erzählt hat, dass ihr Stiefvater die Kätzchen die ihre Katze geworfen hat, umbringen will. Ich war alarmiert und fragte wer genau das sei. Diese Familie lebte eine Strasse weiter im Dorf. Wir wohnten damals in der Eifel. Julia überschüttete mich mit Bitten und Betteln wenigstens ein Kätzchen haben zu dürfen. Sie rannte damit bei meinem Mann und mir offene Türen ein. Natürlich sollte sie sofort dahin und ein Kätzchen holen. Bis auf zwei hatte das Mädchen die Katzen schon hastig vermittelt bekommen.

Ein Tier durfte das Mädchen wohl behalten von dem Wurf, also blieb eine Katze übrig. Das war unsere Ishka. Julia rannte mit dem Katzenkorb los und holte die kleine Maus zu uns. Im Wohnzimmer dann liessen wir den offenen Korb stehen und überliessen es Ishka, wann sie heraus wollte. Durch die Luftschlitze sahen wir zwei gelb-grüne Augen, die uns fixierten. Weil Ishka ganz schwarz war, konnte man mehr nicht von dem Tier erkennen da drin. Wir hatten unsere anderen 3 Katzen erstmal aus dem Wohnzimmer ausgesperrt. Sie waren ohnehin alle im oberen Stockwerk des Hauses unterwegs. Wer weiss was sie da gerade wieder anstellten.

Nun hockte das kleine Katzenmädchen da drin und überlegte sicher was jetzt so ablief. Der böse Mann war hier nicht, das konnte sie riechen. Daher war die Neugier dann irgendwann zu gross und sie kam im Zeitlupentempo aus dem Korb. Wir verdrückten uns mit Mühe das Lachen und taten so, als beachteten wir sie nicht. Wir unterhielten uns scheinbar beiläufig und beobachteten die Kleine aus den Augenwinkeln. Sie erkundete das Wohnzimmer erstmal in der entferntesten Ecke. Schnupper hier, umdreh und zu uns guck. Langsam dorthin geh, schnupper, zu uns guck. Langsam kam sie immer näher. Als sie nicht mehr weit von mir stand und mich neugierig anschaute, sprach ich sie leise an und lächelte. Ich lud sie ein bei uns zu bleiben und ab heute hier zu leben. Wir würden uns bemühen ihr ein schönes und liebevolles Zuhause zu geben und sie müsste bei uns keine Angst haben, dass der böse Mann mit dem Messer kommt.

Ganz aufmerksam hörte sie zu und schaute mich unentwegt an. Dann kam sie noch näher und schnupperte an meinen Pantoffeln. Eine Weile schaute ich nur und sprach sie an. Dann bückte ich mich langsam und hielt ihr meine Hand hin. Sie wich erschrocken zurück und fauchte. Ich sprach wieder leise und tröstend auf sie ein. Sie kam wieder näher und schnupperte nun an meiner Hand. Mit einem Finger kraulte ich ihr den Hals dabei. Ihr Motor sprang an und sie schnurrte laut. So unbeholfen wie kleine Katzen das anfangs noch tun. Ich lachte und hätte sie am liebsten genommen und geknuddelt. Vorsichtig streichelte ich ihr übers Köpfchen und über den Rücken. Sie drückte ihren Rücken an meine Hand und drehte sich, schmuste mit meiner Hand. Wow! Da hatte ich ihr Herz wohl im Sturm erobert. So schnell war das noch nie gegangen.

Daher versuchte ich es und nahm sie langsam und vorsichtig auf meinen Schoss. Unsicher schaute sie umher. Auf meinen Mann, der grinsend neben mir sass und auf Julia, die am anderen Ende des Tisches auf der Zweiercouch sass. Neben ihr war Svenja, unsere jüngere Tochter. Alle waren rücksichtsvoll still und lächelten die kleine Katze freundlich an. Ich denke, Ishka hat in diesem Moment begriffen, dass sie in guten Händen ist. Denn sie spazierte lustig von einem Schoss zum anderen. Dabei stellte ich fest, dass Ishka nicht ganz so gut roch, wie man es von Kätzchen gewohnt ist. Sie stank förmlich nach...ja wonach eigentlich? "Hasen!" Antwortete Julia auf meine Frage. "Hasen?" wollte ich wissen. "Ja sie darf ja nur draussen im Stall schlafen. Da kuschelt sie sich immer an die Hasen von denen." Ohje! Na, das hat ja nun gottseidank ein Ende.

Ishka lebte sich rasend schnell ein. Obwohl sie den Freigang gewohnt war, machte es ihr überhaupt nichts aus nur im Haus bleiben zu müssen. Die drei Kater akzeptierten die Kleine auch recht schnell. Papa Rio, wie wir den graugetigerten Kater Rio nannten, kümmerte sich sofort um Ishka. Das tat er mit allen Neuzugängen. Daher bekam er den Papa-Titel. Irgendwann roch Ishka dann nur noch nach Katze und das gefiel mir. Sie putzte sich immer ausgiebig und duftete hinterher immer ganz frisch. Da war sie so richtig Mädchen, ordentlich und genau. Julia war auch ganz vernarrt in die Kleine. Weil sie so süss aussah und so ein schönes Fell hatte, ihr Gesichtchen so schön wie gemalt aussah, nahm sie irgendwann mal ihr Perlenarmband ab und legte es Ishka um den Hals. Es war so ein Armband mit Gummizug und rosa Plastikperlen. Es sah herzallerliebst aus und Ishka störte es nichtmal. Wir hatten erwartet, dass sie das abhaben möchte, aber sie trug es fast stolz und schaute uns an. Es passte ihr genau und war wie für sie gemacht. Julia kam dann auf einmal mit ihrem Lippenstift an und malte ein wenig davon auf Ishkas Unterlippe. Das sah zum Schiessen aus. Die Farbe passte zum Armband und Julia sass da und sagte: "Sie sieht aus wie eine kleine Diva." Und da war ihr Spitzname geboren. Ishka, die kleine Diva!

Fortsetzung folgt!